Wie alles begann…

Wie alles begann…

Für mich stand eigentlich schon immer fest, dass ich die Welt entdecken möchte. Während meine Freunde als Kinder Tierärzte oder Lehrer werden wollten, liebäugelte ich mit eher ungewöhnlichen Wünschen wie „Sportkommentatorin“ und „Abenteurerin“.

Den Faible für exotische Reiseziele habe ich vermutlich von meinen Eltern. Zwar verbrachten wir die Familienurlaube – außer in dem Sultanat Oman – nie außerhalb Europas, allerdings haben sie vor meiner Geburt beruflich viele Jahre in afrikanischen und arabischen Ländern gelebt. Die Wohnung, in der ich aufwuchs, glich einem afrikanischen Museum und ich glaube, ich hörte in meiner Kindheit mehr aufregende Reisegeschichten als Kindermärchen.

Raus aus der Komfortzone!

Daher war für mich schnell klar: So etwas will ich auch erleben. Ich möchte die Welt bereisen, neue Kulturen kennenlernen, interessante Menschen treffen und möglichst viel sehen. Nach über einem Jahrzehnt intensiven Reisens stelle ich fest: Es hat sich absolut gelohnt. Es war nicht immer leicht und oft genug beschwerlich und weit außerhalb meiner Komfortzone, aber es war und ist unglaublich bereichernd.

Ich lerne auf den Reisen nicht nur eine Menge über das Land, die Kultur und die Menschen, sondern auch und vor allem viel Neues über mich selbst. Wie komme ich zurecht, wie reagiere ich auf bestimmte Situationen, welche Entscheidungen treffe ich und wie verändert die Reise meine Persönlichkeit?

Da ich meistens alleine unterwegs bin, gibt es keinen, der ein Veto gegen meine Entscheidungen einlegt, mit einer besseren Idee um die Ecke kommt oder einen hilfreicheren Einfall hat. Ich treffe eine Entscheidung – und dann muss ich einfach die Konsequenzen tragen 🙂

Und wenn wir gerade bei Entscheidungen sind: Ich glaube, die wegweisenste Entscheidung bisher in meinem Leben war es, nach dem Abitur alleine nach Vietnam, Syrien und in den Oman zu reisen. Keiner meiner Freunde hatte Zeit, mich zu begleiten oder bereits eigene Pläne, was mich mit zwei Möglichkeiten zurückließ: Entweder ich reise nicht oder ich reise alleine.

„Warum mache ich das?“

Damals entschied ich mich, alleine zu reisen – und es veränderte wirklich mein Leben. Als ich am Gate am Münchner Flughafen saß und auf meinen Flug nach Bangkok wartete, um von dort nach drei Tagen Sightseeing weiter nach Ho Chi Minh in den Süden Vietnams zu fliegen, hatte ich echt Bammel. Ich nenne das mittlerweile meine Gate-Panik, denn sie stellt sich bei den meisten meiner Reisen ein.

„Warum mache ich das?“, dachte ich mir. „Ich bin noch nie gebackpackt, ich war noch nie in Asien – warum mache ich das?“ Aber nur wer sich aus seiner Komfortzone bewegt, entwickelt sich weiter. Und um Abenteuer zu erleben, muss man eben seine Couch verlassen.

Mein Sprung in das kalte Wasser

Als ich in Bangkok landete, nahm ich erst einmal einen Bus in die Backpackerstraße Khao San Road. Die kannte ich immerhin aus dem Film „The Beach“ mit Leonardo di Caprio. Und dann suchte ich mir einen Schlafplatz. Da ich die absolut ungefilterte Backpackervariante kennenlernen wollte, hatte ich außer den Flügen nichts gebucht.

Kein Hotel, kein Bus, keine Tour, nichts. Und im Gegensatz zu heute gab es die meisten Hostels auch nicht im Internet. Ich hatte nur den Lonely Planet als Reiseführer dabei – für viele Jahre meine Bibel auf meinen Reisen.

Ich endete in einem Zimmer, das so groß war wie das schmuddelige Bett darin – deshalb konnte man die Tür auch nur zur Hälfte öffnen. Urinspuren an der Wand, halbleere Bierflaschen unter dem Bett, kein Fenster, kein Ventilator – und das bei 40 Grad Hitze. Aber nur drei Euro pro Nacht – sensationell! Ich muss gestehen, ich schlief nur bedingt gut in diesem Zimmer und genoss die drei Tage in Bangkok auch nicht in vollen Maßen. Das Backpacken und ich: Wir mussten uns erst einmal eingrooven.

(Das Foto ist von meinem Zimmer in Chiang Mai – von meinen ersten Reisen habe ich nur analoge Fotos)

Deutlich bergauf ging es, als ich dann in Vietnam ankam. Ich hatte mir einen Monat Zeit genommen, von Ho Chi Minh (früher Saigon) im Süden bis nach Hanoi in den Norden zu kommen. Und ich hatte eine fantastische Zeit. Mit einem Hop on – Hop off – Ticket rumpelte ich in Bussen die gesamte Ostküste entlang, meistens nachts. Irgendwo lud mich der Bus dann oft als einzige an einem staubigen Straßenrand ab, ich schulterte den Rucksack und stapfte los, um mein nächstes Hostel zu finden.

Ich ernährte mich von Ananas und Reispfannen, badete im Südchinesischen Meer, schloss Freundschaften mit anderen Travellern, paddelte mit dem Kajak durch die traumhaft schöne  Halongbucht, besuchte das Wassermarionettentheater in Hanoi, die schwimmenden Märkte im Mekongdelta und das Warmuseum in Ho Chi Minh.

Die persönlichen Grenzen sind ganz woanders

Ich lernte unglaublich viel – über das Land und über mich selbst. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man weiß, dass man es alleine durch ein Land schafft. Nicht mit einer organisierten Reisegruppe, sondern auf eigene Faust, ohne Sicherheitsnetz. Ohne jemanden, der für einen Entscheidungen trifft oder in schwierigen Situationen beisteht. Diese erste Reise alleine hat meine Persönlichkeit sehr geprägt.

Ich wurde selbstbewusster. Ich wusste einfach, ich kann Herausforderungen auch alleine bewältigen. Und noch viel wichtiger: Selbst wenn ich auch manchmal Angst oder Respekt vor einer Herausforderung habe, nehme ich sie an. Ich springe in das kalte Wasser.

Dieser ersten Rucksackreise folgten noch viele weitere. Aber dennoch waren diese vier Wochen in Vietnam vermutlich mit die wichtigsten in meinem Leben. Weil sie mir gezeigt haben, dass man zu so viel mehr fähig ist, als man oft denkt.

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