FAQs Jakobsweg

FAQs Jakobsweg

Bevor ich im Sommer 2017 fünf Wochen lang den Jakobsweg in Spanien gewandert bin, habe ich mir viele Fragen gestellt – da es bestimmt anderen ähnlich geht, hier ein seeeehr langer Artikel mit den ganzen Fragen, die mir eingefallen sind und die ich nach der Wanderung auch oft gestellt bekommen habe. Wer noch Input hat, gerne einen Kommentar da lassen.

Vorab noch zwei Hinweise: Es macht auf jeden Fall Sinn, einen Reiseführer (für moderne Pilger gibt es auch Apps) mitzunehmen. Ich habe diesen hier verwendet: „Spanien: Jakobsweg / Camino Frances“ von Raimund Joos. Er beinhaltet nicht nur alle Orte und Herbergen, sondern auch genaue Kilometerangaben, Streckenprofile und – sehr wichtig – Angaben zu Brunnen und Verpflegungsmöglichkeiten auf den einzelnen Strecken.

Und alle Informationen beruhen auf meiner persönlichen Erfahrung. Natürlich geht es auch immer anders 🙂

Welchen Jakobsweg sollte ich laufen?

Es gibt in der Tat ein ganzes Netzwerk an Jakobswegen. Oft kannst du bereits vor deiner Haustür beginnen. Welchen du daher läufst, bleibt komplett dir überlassen. Auch in Spanien gibt es verschiedene Jakobswege. Der bekannteste ist allerdings der Camino Frances mit seinem Startpunkt in St. Jean Pied de Port in Frankreich. Dort bin auch ich losgelaufen. Der Endpunkt aller Wege ist die Kathedrale der Stadt Santiago de Compostela. Ich bin allerdings noch weiter bis an den Atlantik gewandert.

Wie lange brauche ich?

Das hängt von der Streckenlänge und deinem Tempo ab. Ich habe für knapp 900 Kilometer 35 Tage gebraucht, aber auch keinen Ruhetag eingelegt. Mit An- und Abreisetag sowie einem Tag an meinem Ziel in Finisterre habe ich also 38 Tage benötigt.

Wie viel muss ich pro Tag laufen?

Auch das hängt völlig von dir ab. Du kannst auch nur 5-10 Kilometer pro Tag laufen. Jeder nach seiner Facon. Meine durchschnittliche Streckenlänge pro Tag waren aber ca 25km. Meinen Etappenplan findest du hier.

Ist es gut ausgeschildert?

Ja. Es gibt eigentlich in regelmäßigen Abständen und an jeder Kreuzung das Jakobsweg-Zeichen oder einen (meist gelben) Pfeil. Dennoch ist es mir ab und zu passiert, dass ich mich verlaufen habe. Meistens weil man quatscht und einfach weiter geradeaus läuft. Es fällt einem aber schnell auf, wenn man plötzlich allein auf weiter Flur ist oder es an der nächsten Abzweigung gar keine Wegweiser gibt. Dann kehrt man am besten um und läuft zu dem letzten Pfeil zurück. Aufmerksam sollte man auf jeden Fall in den größeren Städten sein, da ist es manchmal nicht so einfach, den nächsten Pfeil zu finden.

Was sollte ich einpacken?

Meine Packliste findest du hier.

Wo schläft man?

Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten: Meistens gibt es eine kirchliche Pilgerherberge (albergue donativo). Diese sind oft kostenlos, sie freuen sich aber über eine Spende. Oft wird abends noch gemeinsam gekocht, manchmal auch gebetet oder man geht in die Kirche. Das ist aber nicht verpflichtend. Man muss auch nicht Christ oder sogar katholisch sein, um dort übernachten zu dürfen. Jeder Pilger ist willkommen. Diese Herbergen füllen sich natürlich als erstes. Dann gibt es die städtischen Herbergen (municipal), in denen man oft für ca. 5 Euro ein Bett in einem Schlafsaal bekommt. Und schlussendlich die privaten Herbergen, die ab 10 Euro kosten. Die kirchlichen und städtischen Herbergen kann man nicht vorreservieren, die privaten durchaus. Das habe ich aber erst ganz am Ende gemacht, als es recht voll auf dem Weg wurde (die letzten 100km von Sarria nach Santiago). Für die kirchlichen und städtischen Herbergen benötigt man den Pilgerpass und man darf auch nur eine Nacht bleiben – sonst ist man ja kein Pilger, sondern ein Urlauber.

Muss ich den ganzen Weg laufen?

Grundsätzlich musst du gar nicht laufen, denn Pilgern ist auch per Rad oder zu Pferd erlaubt und wird entsprechend im Pilgerpass angegeben. Die meisten allerdings gehen den Jakobsweg. Falls es wirklich gar nicht mehr geht oder du aus Zeitgründen Streckenabschnitte überspringen musst, gibt es auch einen Bus. Der ist unter echten Pilgern natürlich verpönt. Mir persönlich war es wichtig,  jeden einzelnen Meter zu gehen.

Wann ist die beste Jahreszeit?

Im Winter würde ich vom Jakobsweg abraten, da zB auf den Pyrenäen Schnee liegt und auch viele Herbergen geschlossen haben. Die Nebensaison ist sicherlich attraktiv, weil weniger Pilger unterwegs sind, allerdings ist das Wetter evtl. wechselhafter. Ich bin im Juli und August gewandert und fand es großartig. Ich mag es heiß und sonnig 🙂

Wann startet man morgens?

Das ist komplett unterschiedlich. Ich kenne auch Pilger, die erst mittags losgewandert sind. Ich persönlich bin eigentlich immer um 05.30 Uhr aufgestanden und um 06 Uhr morgens losgegangen. Da ist es zwar noch stockdunkel, aber so sieht man jeden Morgen den Sonnenaufgang. Außerdem ist man vor der Mittagshitze dann oft schon am Zielort der Etappe. Andere haben sich mehr Zeit gelassen und sind erst nachmittags oder abends angekommen. Ich hingegen fand es immer schön, mich am Nachmittag entspannen zu können. Außerdem hatte ich dann Zeit, mein Set an Kleidung für den nächsten Tag zu waschen, den Ort zu erkunden und mit den anderen Pilgern zu quatschen.

Auf jeden Fall eine Stirnlampe mitnehmen!!!

Was und wo isst man?

Ich bin morgens immer ohne Frühstück losgegangen, habe meistens so nach den ersten 5 bis 10 Kilometer Halt an einem Cafe gemacht (sobald man eben an einem vorbeikommt), einen „Cafe con leche“ (Milchkaffee) & einen „zumo de naranja natural“ (frischgepresster Orangensaft) getrunken und ein Croissant, ein Tortilla oder ein Baguette mit Käse (oder Schinken) gegessen. Danach bin ich bei kürzeren Etappen einfach weiter bis zum Ziel gewandert oder habe bei längeren Etappen nochmal mittags Rast gemacht und zum Beispiel einen „Insalata mixta“ mit Thunfisch und Ei gegessen. Für den Weg hatte ich meistens ein paar Nüsse für den Notfall dabei. Abends habe ich entweder etwas aus dem Supermarkt gegessen, etwas mit anderen Pilgern zusammen gekocht oder wir sind Essen gegangen. Beliebt ist das „Pilgermenü“, das meistens um die 9 bis 12 Euro kostet, Rotwein, Wasser, Brot, eine Vorspeise (zB Salat), Hauptspeise (zB Hühnchen und Pommes) und eine Nachspeise (zB Obst oder Joghurt) beinhaltet. Ich persönlich habe nur einmal das ganze Menü gegessen und mir stattdessen lieber Nudeln oder mal einen Burger bestellt.

Mein tägliches Frühstück

Wieviel Geld benötigt man?

Ich habe ca. 300 Euro für den Flug gezahlt. Ansonsten sind die Hauptausgaben vor Ort Essen, Schlafen und ggfls. Equipmentersatz. Da ich ja gewohnt bin, zu sparen (lies meinen Artikel: So finanziere ich meine Reisen :)), habe ich also auch vor Ort auf meine Ausgaben geachtet und daher nur 25 Euro pro Tag im Schnitt verbraucht. Die Reise war an sich also recht kostengünstig – das meiste Geld (ca. 600 Euro) habe ich im Vorfeld für mein Equipment ausgegeben. Aber wer hier schon gut ausgerüstet ist und bereits passende Schuhe, Stöcke, Rucksack, Camelbag und Regenkleidung hat, ist natürlich finanziell besser dran 🙂

Wie kommt man nach St. Jean Pied de Port?

Ich bin von München über Madrid nach Biarritz geflogen. Von dort bin ich mit dem Bus 30 Minuten zum Hauptbahnhof in Bayonne gefahren und dann mit dem Zug ca. 75 Minuten nach St. Jean Pied de Port. Zurück habe ich von Finisterre den Bus nach Santiago de Compostela genommen und bin von dort über Madrid zurück nach München geflogen.

Kann ich auch alleine gehen?

Definitiv ja. Ich bin alleine zum Startpunkt geflogen und habe schon in Bus und Bahn nach St. Jean Pied de Port sympathische Pilger/innen getroffen. Ich bin froh, dass ich alleine unterwegs war, weil man superschnell Anschluss findet (wenn man das möchte) und man dennoch unabhängig ist. Ich musste mich keinem anderen anpassen, weder bei meiner Etappenplanung noch meiner Gehgeschwindigkeit und hatte trotzdem immer tolle Gruppen, mit denen ich zusammen gewandert bin. Manchmal habe ich die ganze Etappe mit Pilgern gequatscht, manchmal habe ich Musik gehört und manchmal einfach nur nachgedacht und die Stille genossen. Meistens verabredet man sich für denselben Etappenort oder Herberge und da trifft man dann eh alle wieder. Wenn man zu zweit oder zu mehreren den Jakobsweg wandert, empfehle ich einfach nur, dass dennoch jeder sein Tempo geht. Der eine ist bergauf schneller, der andere bergab. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man kontinuierlich ein Tempo geht, das nicht sein eigenes ist. Man trifft sich eh im nächsten Cafe oder spätestens abends wieder.

Wie bereitet man sich am besten vor?

Es ist natürlich von Vorteil, wenn man auch im Alltag viel geht und sich langsam an längere Strecken gewöhnt oder grundsätzlich gerne und viel (auch mit schwereren Rucksäcken) wandert. Ich bin vor dem Jakobsweg allerdings noch nie zwei Tage am Stück gewandert, war kaum in den Bergen und habe deshalb zur Vorbereitung immerhin 5 Testwanderungen zwischen 25 und 36 km mit einem ca. 8kg schweren Rucksack absolviert. Gewogen hat mein Rucksack auf dem Jakobsweg dann 11-12kg. Mir ging es vor allem darum, die Ausrüstung zu testen, die ich mir ja erst einmal anschaffen musste. Also Schuhe, Rucksack, Stöcke, Wasserblase etc. Richtig vorbereiten kann man sich eigentlich eh nicht. Man muss den Weg einfach gehen. Währenddessen wird man automatisch fit.

Gab es schlimme Verletzungen?

Bei mir zum Glück nicht, wobei mir die ersten 9 Tage neben dem Grundschmerz, an den man sich schnell gewöhnt, auch immer noch etwas anderes wehgetan hat. Manchmal konnte ich mein Bein nicht mehr heben oder meinen Fuß beugen, dann wieder hat ein Knöchel geschmerzt oder ich bin auf einer Ferse aus roher Haut gewandert. Ab Tag 10 ging es mir großartig. Es gibt Pilger, die hatten nie irgendetwas (man hasst sie zwischendurch ein bisschen), nicht mal eine einzige kleine Blase – und andere, die den Weg abbrechen mussten. Es gab – hauptsächlich aufgrund der ungewohnten (Über-)Belastung – oft Probleme mit der Achillessehne oder auch Ermüdungsbrüche. Ob man weitergeht, sich eine Pause gönnt oder abbricht, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe auf dem Jakobsweg selbst gemerkt, wie wichtig es für einen plötzlich wird, ihn auch zu Ende zu gehen. Daher wäre mir ein Abbrechen extrem schwer gefallen – bevor man aber eine chronische Verletzung entwickelt, ist das auf jeden Fall die weisere Entscheidung. Ich kenne einige, die sich nach einer Verletzung ein Rad geliehen haben und den Weg einfach zuende geradelt sind. Oder die im Jahr darauf wiedergekehrt sind und den Weg beendet haben. So oder so, es gibt in fast jedem Ort eine Apotheke, falls man Nachschub an Pflastern etc braucht. Und bzgl. Ärzten können die Pilgerherbergen vor Ort bestimmt weiterhelfen.

Muss man spanisch sprechen können?

Es hilft auf jeden Fall 🙂 Aber man kommt auch durch, ohne fließend Spanisch sprechen zu können. Ich hatte mal drei Jahre lang Spanisch in der Schule, kann mich aber an erstaunlich wenig davon erinnern. Solange man sich einen Kaffee, Orangensaft und was zu essen bestellen kann und weiß, was Bett (la cama), Dusche (la ducha) und Schmerz (el dolor) heißt, kommt man schonmal durch den Tag.

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