Das Abenteuer geht weiter!
Und wie! Am 1. Juli bin ich nach drei Monaten „Zwangspause“ in Deutschland wieder losgeflogen. Irgendwie vergingen die zwölf Wochen daheim wie im Flug. Denn auch als Arbeitsloser ist man bestens beschäftigt.
Ich habe einmal die Woche einen lustigen Tag mit meinem Neffen und meiner Nichte verbracht, mich mit meiner besten Freundin und ihrem Baby zum Picknicken im Park getroffen, meine Kondition beim Joggen bis auf 15 km erweitert, war wandern, radeln, spazieren, mit dem SUP-Board am See, im Freibad, habe eine Tischdecke bestickt, Tauchtheorie und Spanisch gelernt und Ukulele gespielt. Also langweilig war mir nicht.
Trotzdem war das quasi ein Wellnessprogramm im Vergleich zu meinem jetzigen Tauchpraktikantendasein bei den Eastcoastdivers in Portocolom an der Ostküste Mallorca. Meine Lernkurve ist quasi eine senkrechte Linie nach oben. Mit ein paar Zacken nach unten 🙂
Am ersten Tag bin ich daran gescheitert, nach dem Tauchgang den Anker aus 20 Metern Tiefe an Board zu ziehen. Das Seil hörte einfach nicht auf. Dafür die Kraft in meinen Armen. Und ich hing schweratmend über dem Bug. Elegant und dynamisch ist anders.
Ich habe auch schon essenzielle Seile fallen lassen, Unordnung ins System gebracht, Wichtiges vergessen und dafür Überflüssiges gemacht – läuft.
Aber noch darf ich jeden Tag wiederkommen 🙂
Überhaupt sehe ich am Ende der Saison vermutlich aus wie Popeye vom Flaschen schleppen und heben und dem Anker, den ich an Tag drei endlich besiegt habe. Hah! In your face! Körperlich ist mein aktueller Job auf jeden Fall das krasse Gegenteil von meiner zehnjährigen Schreibtischtätigkeit davor. Mir tun Körperteile weh, von denen ich bisher nicht wusste, dass ich sie hatte. Dafür habe ich Schrammen, blaue Flecken und Prellungen. Immerhin bildet sich gerade eine Hornhautschicht auf meinen Händen, was dazu führt, dass mein Handy beim Entsperren meinen Fingerabdruck nicht mehr erkennt.
Aber es macht unheimlich viel Spaß, denn das Team ist supernett und die Arbeit sehr abwechslungsreich. Neben erfahrenen Tauchern, die Fundives machen, gibt es Neulinge beim Schnuppertauchen, Kids beim Bubblemaker-Programm, mit denen wir Unterwasserfrisbee spielen oder ganze Familien, die einen Schnorchelausflug in die Piratenhöhle machen. Aktuell versuche ich mir alles zu merken, schnuppere selbst überall mit rein und versuche, das Team zu ent- und nicht zusätzlich zu belasten 🙂
Ende Juli mache ich mit meinem Tauchbuddy Carina, die mich hier besucht, den Rescuediver. Als wir vor vier Jahren angefangen haben zu tauchen, war das unser großes Ziel. Und anschließend kann ich mit der Ausbildung zum Divemaster beginnen. Aber aktuell denke ich nur von Tag zu Tag. Schritt für Schritt. Seil für Seil.