Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Das wusste schon Hermann Hesse, der empfahl:

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Diesmal ist „Reisen“ eher metaphorisch gemeint, denn ich bin noch immer in München. Dieses Jahr ging es „nur“ mal kurz nach Mallorca, um „meiner“ Tauchschule mal wieder Hallo zu sagen und an die Nordsee, um vom Wind durchgepustet über den Strand zu spazieren.

Trotzdem bin ich gerade auf einer Reise – meiner Reise in und durch die berufliche Selbstständigkeit. Anfang September habe ich den sicheren Hafen einer Auszeit verlassen und dümple momentan auf einem noch sehr wackeligen Kutter nahe des Ufers herum, hin und hergeworfen von den Wellen und immer bereit, doch wieder anzulegen, falls der Trip zu wild oder mir dabei zu schlecht wird.

Für mich ist der Wert Sicherheit ein sehr wichtiger (man glaubt es kaum), daher war es eine echte Herausforderung, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Aber ich wusste auch: Jetzt oder nie.

Für die Beurteilung, ob meine Selbstständigkeit funktioniert oder nicht, habe ich mir drei Parameter erdacht:

  1. Macht es mir Spaß?
  2. Reicht es finanziell?
  3. Tut es mir gut?

Zum Thema Spaß: Mir gefällt mein Portfolio, dass sich aus einem wilden Mix aus alten und neuen Kompetenzen zusammensetzt. Ein bisschen Coaching von Langzeit-Arbeitslosen hier, ein bisschen Workshops für Jugendliche da, ein bisschen Journalismus dort und ein bisschen Projektmanagement & Kommunikation da hinten, garniert von ein paar Vorträgen im Gesundheitsbereich. Aktuell sage ich zu vielem Ja, um herauszufinden, was mir wirklich Spaß macht, um mich auszuprobieren und um dazuzulernen. Bei sehr vielem springe ich gerade einfach mal ins kalte Wasser. Interessant ist, dass sich paar Projekte/Ideen auftun, die ich anfangs gar nicht auf dem Schirm hatte. Ich bin total neugierig, was aus den einzelnen Samen wird, die ich überall gesät habe. Könnte ja gut werden.

Zum Thema Finanzen: Reicht das, was ich einnehme? Nein! Aber: Immerhin nehme ich etwas ein. Allerdings deckt es noch nicht meine Ausgaben geschweige denn, dass ich etwas zurücklegen könnte. Dabei lebe ich nicht auf großem Fuß (wobei: in München Miete zu zahlen ist bereits auf dem großen Fuß zu leben). Aber alleine Miete, Krankenversicherung und Rente machen schon einen Riesenbatzen Geld aus. Richtig Klarheit über meine finanzielle Situation habe ich aber erst nach meiner Steuererklärung. Es bleibt also spannend.

Zum Thema Guttun: Auch hier ist noch Luft nach oben. Ich genieße es, meine eigene Chefin zu sein und mir mein Portfolio selbst zusammenbasteln zu können. Allerdings ist es logistisch gar nicht so einfach, alle Jobs unter einen Hut zu bekommen, ohne dass sich Termine und Aufträge überschneiden. Mein Stresslevel ist noch nicht so hoch, wie es mal war, aber auch nicht so niedrig, wie es sein könnte.

Mein Zwischenfazit nach vier Monaten Selbstständigkeit ist also dieses: Es ist in allen drei Bereichen noch Luft nach oben. Aber das ist nach der kurzen Zeit total okay. Ich bereue es jedenfalls nicht, den Schritt gewagt zu haben. Ich habe schon jetzt soviel dazu gelernt und in den unterschiedlichste Bereichen spannende Einblicke gewonnen.

Schließlich wohnt jedem Anfang ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Ein Gedanke zu „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

  1. Liebe Bärbel, welches Gedicht, wenn nicht „Stufen“ (mein Lieblingsgedicht von meinen Lieblingsschriftsteller!) könnte besser zu dir und seinen Lebensschritten passen?
    Ganz viel Spaß und Erfolg bei all deinen weiteren Schritten wünsche ich dir von ganzem Herzen!

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