Manchmal ist das Schöne so nah…

Manchmal ist das Schöne so nah…

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe mich über die Idee mit dem 9 Euro Ticket sehr gefreut. Die Kosten für das öffentliche Transportsystem, auch innerhalb der Stadt, finde ich durchaus knackig und ich überlege mir schon genau, wann ich in eine Ubahn steige oder wie ich mehrere Termine zusammenlegen kann, um nicht nur Zeit, sondern auch Geld zu sparen.

Umso schöner waren die drei Monate mit insgesamt nur 27 Euro an Transportkosten: Ich bin fröhlich durch die Stadt gefahren, habe Freunde in Freising besucht, in Regensburg gefrühstückt, bin durch Wasserburg geschlendert, war (ungeplant) beim Zauberfestival in Bamberg, habe mit meinem Besuch aus Australien Nürnberg besichtigt und mich mit einer Freundin aus Frankfurt in Ulm getroffen.

Und das alles ohne Mehrkosten. Dafür mit mehr Spaß und Leichtigkeit – und dem guten Gefühl, endlich auch mal meine Heimat Bayern ein Stück besser kennenzulernen. Durch meine Reisen in ferne Länder ist dies immer etwas runtergefallen. Zum Einen, weil ich in meinem Alltag sehr sparsam war, um jeden Cent für die großen Reisen zurückzulegen und ich mir ein Ausflug mit dem Bayernticket nur sehr selten gegönnt habe, zum Anderen weil bayerische Städte immer so unspektakulär klangen. Sehr zu unrecht, wie ich nun zugeben darf.

Ich fand es großartig, einfach zum Frühstück in eine andere Stadt zu fahren und dort auf Erkundungstour zu gehen. Hier mal in einen Dom, dort um das Rathaus herum, da am Fluß entlang, immer begleitet von schönstem Wetter (gut, bis auf Regensburg), Fachwerkhausidylle und freundlichen Menschen.

Ich bin total froh, dass es das 9 Euro Ticket gab/gibt (wer weiß, ob und wie es weitergeht), auch wenn ich manchmal im Zug auf dem Boden sitzen musste – aber das kenne ich ja von meinen Auslandreisen: Abenteuer sind nicht immer bequem. Ich habe meine Heimat auf jeden Fall besser kennen- und auch lieben gelernt.

Hier nun meine Ausflüge im Überblick:

Wasserburg

Von Wasserburg wurde mir ja schon immer vorgeschwärmt und als ich in der Zeitung dies dann auch noch als Ausflugstipp las, beschloss ich: Okay, das muss ich mir jetzt endlich mal anschauen!

Etwas überrascht war ich bei meiner Ankunft mit dem Zug, dass ich mich nicht idyllischerweise gleich auf der kleinen Halbinsel, eingebettet in den Inn befand, sondern noch einen Bus zum Ortskern nehmen musste, was ja irgendwie auch Sinn machte. Tatsächlich ist Wasserburg wunderschön gelegen und es macht einfach Spaß, durch den winzigen Ortskern zu schlendern. Die ganze Schönheit offenbart sich aber erst von der „Schönen Aussicht“ auf der anderen Flussseite (hierzu die Brücke überqueren und etwas bergauf spazieren).

Landshut

Ich persönlich verwechsle ja immer Landsberg und Landshut, musste aber bei meiner Ausflugsplanung feststellen, dass ich in Landshut tatsächlich noch nie war (in Landsberg dagegen schon des Öfteren). Ein Frevel, denn Landshut ist unglaublich schön. Nachdem ich mich aufgrund des katholischen Feiertags ungewollt in einer kirchlichen Prozession wiederfand, landete ich anschließend zum opulenten Frühstück im Cafe Frieda und rollte anschließend motiviert den Berg hinauf, um die Burg zu besichtigen, in die ich mich sogleich verliebte. Wunderschön da oben, und allein der Ausblick rechtfertigt den Aufstieg – auf keinen Fall verpassen.

Nürnberg

Die einzige Stadt unter meinen 9 Euro Ausflugszielen, in der ich tatsächlich schon einmal war und die mir schon damals sehr gut gefallen hat. Vor allem ist sie groß genug, um Free Walking Touren anzubieten – und wer mich kennt, weiß, dass ich diese Touren liebe. Als sich also eine australische Freundin zum Besuch ankündigte, die zudem noch Geschichtslehrerin ist, war mir gleich klar: „Auf geht es nach Nürnberg!“ Nürnberg vereint Geschichtliches mit Bier, Wurst und Lebkuchen und war daher perfekt für unseren Ausflug. Und so saßen wir nach der Free Walking Tour randgefüllt mit historischem Wissen und lustigen Till-Eulenspiegel-Geschichten, füllten Rotes Bier und Nürnberger Rostbratwürste in uns hinein und rundeten das Ganze mit Nürnberger Schokoladenlebkuchen ab. Das war das erste Mal, dass ich im Sommer Lebkuchen aß, aber ich stellte fest: Es geht ganz gut!

Regensburg

Da ich noch nicht einmal in Regensburg war, führte mich einer meiner Ausflüge dorthin. Leider erfüllte sich „nomen est omen“, und so regnete es permanent in Strömen, weshalb ich tatsächlich nur 2-3 Stunden dort war, was aber ja aufgrund des 9 Euro Tickets kein Thema war. Sonst hätte ich das Gefühl gehabt, es muss sich ja auch lohnen. So saß ich aber im „Cafe Hemingway“ für ein leckeres Frühstück und spazierte anschließend mit meinem Regenschirm durch die Stadt Richtung Dom und Steinerne Brücke. Auf der Flucht vor einem Platzregen landete ich in einem Keramikladen direkt am Fluss. Dort war der hintere Teil des Geschäfts auch gleichzeitig die Werkstatt, sodass ich den Töpferinnen bei ihrer Arbeit an der Drehscheibe zuschauen konnte. Dies weckte in mir gleich den Wunsch, selbst Töpferin zu werden, um künftig meiner Leidenschaft für bauchige Kaffeetassen zu frönen und diese in großer Stückzahl selbst herstellen zu können.

Tegernsee

Vielleicht wissen manche gar nicht, dass das nicht nur ein See, sondern auch ein Ort an diesem See ist. Ich landete dort nur aus Versehen. Eigentlich wollte ich an diesem Tag nach Bad Tölz und Lenggries, saß aber im falschen Zugteil, wurde in Holzkirchen abgekoppelt und fuhr nichtsahnend an den Tegernsee. Das fiel mir auch erst auf, als ich schon da war. Es trübte meinen Entdeckergeist aber nicht, also saß ich mit meinem Tagebuch dort in der Sonne, gönnte mir ein leckeres Frühstück im Cafe Aran, spazierte danach die 5 Kilometer nach Gmund, badete dort spontan und landete noch in einer netten Bäckerei direkt am Bahnhof, bevor ich wieder die Rückreise antrat.

Bamberg

Bamberg wurde mir von allen Seiten empfohlen, als ich mit meinen Ausflügen ins Umland begann, also war ich nur leicht überrascht, als ich in Bamberg ankam und mich gemeinsam mit Menschenmassen über die Brücken Richtung Stadtkern schob. „Bamberg ist echt sehr beliebt“, dachte ich mir, bis mir eine nette Dame offenbarte, dass ich ungeplant in das „Bamberg zaubert“-Festival geraten bin, das aufgrund von Corona zwei Jahre in Folge ausgefallen ist und rund 250.000 Besucher anzieht. Nunja, das erklärte die anderen 249.999 Menschen. Und auch die zahlreichen Straßenkünstler, über deren Anzahl ich mich auch schon etwas gewundert hatte. Ich floh erst einmal vor den Menschenmassen in das Cafe am Dom, wo ich die beste Aprikosenstreusel-Tartelett der Welt aß und machte mich dann frisch gestärkt und motiviert auf, um mir den Rest der Stadt anzusehen. Ich gestehe, mir war Bamberg zu voll, um es so richtig wahnsinnig schön zu finden, auch wenn ich das Zauberfestival total cool fand (ich möchte ja schon sehr lange zaubern lernen). Also muss ich da auf jeden Fall nochmal in einer ruhigeren Jahreszeit hin – auch, um den Streuselkuchen noch einmal zu essen.

Ulm

In Ulm war ich gleich zweimal, weil ich es so nett fand. Beim ersten Mal traf ich mich mit einer Freundin aus Frankfurt dort und beim zweiten Mal geriet ich (wie immer nicht geplant) in das „Fischerstechen“-Festival. Hier dachte ich erst, die altertümlich gekleideten Menschen auf den Booten auf der Donau müssen mit ihren Lanzen Fische stechen/angeln, aber dann wurde ich darüber aufgeklärt, dass die Fischer sich mit ihren Speeren gegenseitig ins Wasser schubsen müssen. Zu dem Zeitpunkt amüsierte es mich schon köstlich, dass ich in beinahe jeder Stadt in irgendein Festival geriet, von dem ich noch nie gehört hatte. In Ulm besichtigte ich den Münster, war sehr begeistert von der Frauen- und der Seelengasse, schlenderte am Ufer zum Metzgerturm und dem Rathaus und speiste vorzüglich in der Pizzeria Tanivera direkt am Wasser im Fischereiviertel.

Murnau

Murnau war streng genommen kein 9 Euro Ticket Ausflug, sondern ein beruflicher Einsatz, der aber in meine Ausflugszeit fiel. Daher bin ich nach meinem Termin gleich noch ein bisschen durch die Fußgängerzone geschlendert, habe einem Mädchen geholfen, ihr Fahrrad den Kirchenhügel raufzuschieben, traf spontan einen Teilnehmer aus einem der Laureus Förderprojekte, den ich noch von früher kannte und genoss das rege Treiben in der Fußgängerzone in einem kleinen Cafe.

Fazit meiner 9 Euro Ausflüge: Sie haben sich alle gelohnt und ich habe mich in meine Heimat noch einmal neu verliebt 🙂 Ich habe wetter- und zeittechnisch nicht alle Orte geschafft, die mir so vorgeschwebt sind, aber ich habe durchaus vor, mir diese auch noch anzugucken: Rothenburg, Passau, Bayreuth stehen definitiv noch auf der Liste. Vielleicht auch Dinkelsbühl, Kelheim und Ansbach. Habt Ihr noch Empfehlungen?

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