Es muss nicht immer ein großes Abenteuer sein…
Barbecue bei Sonnenuntergang am Uluru in Australien, Safari durch Afrika, Überquerung der Anden zu Fuß – so etwas lässt sich ja doch recht schlecht zwischen zwei Zoomcalls einbauen. Es müssen aber nicht immer spektakuläre Abenteuer sein, um sein Leben abwechslungsreich, interessant und inspirierend zu gestalten. Manchmal reicht ja auch einfach ein kleines Highlight für zwischendurch.
Und genau deshalb habe ich mal ein paar Aktivitäten zusammengefasst, die für mich persönlich durchaus Highlights in meinem Alltag und damit Mikro-Abenteuer waren.
Einen Vortrag besuchen
Ich war Mitte November mit einer Freundin in Bad Tölz, um dort im Kurhaus einen Vortrag von Christine Thürmer anzuhören. Die ist nicht nur die meistgewanderte Frau der Welt (60.000 km), sondern auch unheimlich eloquent, bodenständig und lustig. Was mich vor allem begeisterte, war ihre Bescheidenheit, als sie in einem Nebensatz einfließen ließ, dass sie Europa sowohl von West nach Ost (Santiago de Compostela bis Istanbul) als auch von Süd nach Nord (Spanien bis zum Nordkapp) durchwandert hat – nach dem Pacific Crest Trail, Continental Divide Trail und Appalachian Trail in den USA. Nach dem ganzen Influencerwahnsinn, bei dem 20-Jährige, die in aller Regel bisher kaum was geleistet haben, sich als Experten feiern (sehr pauschalisierend, ich weiß), erfrischend bescheiden und echt. Mit Infos, wie man Frostschutzmittel zum Wasserreinigen verwenden kann, warum sie Löcher in den Stiel ihres Löffels gebohrt hat (Gewicht sparen) und wie es sich anfühlt, drei Wochen lang Nudeln mit Soße zu essen und Sumpfwasser zu trinken – oder warum sie keine Angst hat, als Frau alleine im Wald zu zelten. Ihre Liebe zu Schokolade (jeden Tag 3 Tafeln) scheint die 55-Jährige weiter durch die Welt zu tragen. Mit 1.000 Euro pro Monat an Ausgaben. „Mein Finanzberater meint, ich kann weiterwandern, bis ich 90 bin. Dann bin ich pleite.“ Ihr Fazit: Dadurch, dass sie auf ihren Wanderungen immer mit der Sicherung ihrer Grundbedürfnisse beschäftigt ist (Wo ist ein geeigneter Schlafplatz, wie komme ich an Essen) ist ihre Glücksschwelle gesunken und eine warme Dusche wird plötzlich zum Luxus und Glücksgarant. Schadet nicht, sich das selbst immer wieder bewusst zu machen und für die Kleinigkeiten dankbar zu sein.
Da sie meistens on the way ist: Lest einfach ihre Bücher, die ich sehr empfehlen kann. Oder guckt bei ihrem nächsten Vortrag in München am 27.4. selbst vorbei. Noch gibt es Tickets.
Kosten: 20 Euro für den Vortrag
Spielwiesn
Wer (Brett-)Spiele mag und in München wohnt – für den ist die Münchner Spielwiesn im November ein Pflichttermin. Nach zweimaligem Ausfall wegen Corona hat sie dieses Jahr wieder stattgefunden, und so besuchte ich mit Freunden das MOC, um dort einen Abend lang wieder Kind zu sein. Neben einem Flohmarkt mit billigen, älteren Spielen haben dort natürlich alle großen Hersteller ihre Neuheiten aufgestapelt. Am Coolsten ist aber immer die Spielothek: Dort kann man sich ein Spiel ausleihen, das man schon immer mal probieren wollte (oder man lässt sich beraten) und nimmt gleich noch einen ehrenamtlichen Spieleberater mit, der einem die Regeln und den Ablauf erklärt. So muss man sich nicht erst durch seitenlange Spielanleitungen kämpfen. Allerdings durch Menschenmassen, denn die Messe war super besucht und es ist gar nicht so einfach, einen leeren Biertisch zu finden, um seine Zaubertrankkessel (wir spielten Quacksalber) aufzubauen. Aber es ist echt schön zu sehen, wie viele Menschen in ihrer Freizeit gerne spielen.
Kosten: 10 Euro an der Abendkasse.
Tipp: Nehmt Snacks und Verpflegung sowie Getränke mit.
Improtheater
Ich war vor Jahren mal im Schlachthof beim Bayerischen Impro-Cup (sehr empfehlenswert, wenn es ihn noch gibt) und bin daher generell von Impro-Theater sehr begeistert. Durch einen Impro-Schauspieler, mit dem ich gemeinsam einen Workshop für Jugendliche gegeben habe, bin ich nun wieder in den Genuss gekommen und kann daher seinen monatlichen Auftritt mit seinem Team im Heppel & Ettlich in München empfehlen (nennt sich Impro a la Turka). Ich lag vor Lachen auf dem Boden und es war einfach ein toller Abend mitten unter der Woche.
Kosten beim Kauf eines Online-Tickets: 15 Euro.
Plätzchen backen
Eine Aktivität, die vermutlich die meisten in der Vorweihnachtszeit eh tun und es gar nicht unbedingt als Highlight sehen. Für mich ist es ein Highlight, weil ich immer gemeinsam mit meinem Papa die Weihnachtsplätzchen backe – seit ich 10 Jahre alt bin. Wie Ihr nun unschwer ausrechnen könnt, ist das somit eine 27-Jahre-alte-Tradition. Und ich habe sie eigentlich auch noch nie verpasst (bis auf dieses Jahr durch meine vierwöchige Erkältungswelle). Selbst bei meinen Auslandsreisen habe ich geguckt, dass ich im November auf jeden Fall in München bin. Denn die Regel im Hause Mees ist: Vor dem 1. Advent müssen alle Plätzchen fertig sein. Wir backen also nicht im Dezember, sondern sind eigentlich Mitte November spätestens fertig. Und wir backen nicht 1-2 Bleche, nein, wir gehen es professionell an. Mit weniger als 6 Sorten geben wir uns nicht zufrieden. Außerdem wird das Ganze generalstabsmäßig geplant, denn anders lassen sich 1.500 Plätzchen (und das ist im Vergleich zu den Vorjahren bereits stark reduziert) nicht backen. Deshalb fangen wir morgens um 8 Uhr bereits an, den Teig auszurollen (am Vortag vorbereitet) – und dann wird ausgestochen, bemehlt, gezuckert, gerollt, geformt und geknetet, bis all unsere Bleche (und wir haben sehr viele) gefüllt sind. Nicht nur mit Kipferl, Kreisen, Tannenbäumen und Sternen, sondern auch mit Giraffen, Elefanten und Löwen (unsere Weihnachtsgeschichte ist etwas exotischer). Dann erst wird ein Blech nach dem anderen in den Ofen geschoben, während wir fegen, putzen und spülen. Verziert wird erst am Folgetag, wenn alles schön ausgekühlt ist und wir wieder Power haben. Auf jeden Fall eine schöne Tradition, für die ich mir immer Zeit nehme. Denn wie Christine Thürmer in ihrem Vortrag gesagt hat: „Im Gegensatz zu Geld ist Lebenszeit endlich und nicht planbar. Deshalb: Wenn du wirklich etwas tun willst, dann tu es jetzt!“
Kosten: Für die Zutaten. Ansonsten Lebenszeit 🙂
European Outdoor Film Tour
Immer wieder total inspirierend und einfach ein toller Abend in der Adventszeit, der auch schon Tradition hat, weil ich mittlerweile zum vierten Mal Tickets gekauft habe. Die Veranstaltung ist ein Potpourri aus 6-7 der besten Outdoorsport- und Abenteuerfilme des Jahres. Darin ziehen Menschen ein Kanu meilenweit hinter sich her, um Grönland zu durchqueren, klettern halsbrecherische Routen, wandern mit einem Esel durch das Himalaya oder golfen sich gehen durch die gesamte Mongolei. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und auch, wenn ich nicht auf die Idee kommen würde, genau das auch alles zu tun, so inspiriert es mich doch jedes Mal wieder, meine Komfortzone auf andere Weise zu verlassen und auch etwas zu wagen.
Kosten: 20 Euro
Übrigens müssen Highlights oder Mikroabenteuer auch nicht immer etwas kosten, wobei ich die Kosten von meinen Mikro-Abenteuern noch überschaubar finde. Genauso gut lässt es sich im eigenen (oder von Bekannten) Garten zelten, einen Picknickkorb packen, Beeren sammeln und selber Marmelade einkochen etc. Ich finde Mikro-Abenteuer toll, weil sie den Alltag unterbrechen, ich mich oft wochenlang darauf freue und auch danach noch lange davon zehre.
Wer weitere Ideen hat: Ich freue mich über Eure Kommentare.