Ciao Sardinien
Ein bisschen Irland, ein bisschen Karibik, ein bisschen Spanien und ganz viel Italien – so würde ich Sardinien beschreiben. Nachdem all meine Schulfreund*innen in ihren Ferien damals quasi in Italien gelebt haben (Toskana, Gardasee und Co), hat es mich nur selten in das Land von Cappuccino, Pasta und Pizza gezogen. Zweimal war ich in Mailand, einmal in Rom, einmal in Venedig und zweimal in Südtirol – und tatsächlich vor paar Jahren das erste Mal am Gardasee, was ich aber nur semigeil fand.
Als Anselm und ich im September in Porto überlegten, wohin es dieses Jahr gehen könnte, war uns schnell klar: Nach 7 Jahren Mallorca darf es mal etwas anderes sein und gerne auch nicht im Hochsommer, sondern vielleicht mal im Frühjahr. Außerdem vielleicht etwas mit viel Natur, was wir für unsere Triathlonvorbereitung nutzen könnten, nicht zu weit weg, nicht zu teuer und am besten noch am Meer. Irgendwie kam dabei Sardinien heraus.
Also standen wir zu Beginn der Osterferien gestiefelt und gespornt am Münchner Flughafen und flogen mit Vueling über Barcelona nach Cagliari, das ganz im Süden der Insel liegt. Dort holten wir uns bei Rentalplus unseren Mietwagen ab, fuhren die 17 Minuten in die „Innenstadt“, stellten das Auto im Parkhaus ab und bezogen unser Airbnb-Zimmer mit Bad für eine Nacht. Da das alles erstaunlich schnell und reibungslos klappte, blieb uns noch genügend Zeit, zu Fuß die Stadt zu erkunden, die sich bereits für die Osterfeierlichkeiten rüstete und eine superleckere Pizza im Restaurant „Man.Gia“.
Am nächsten Tag ging es dann quer über die Insel nach Porto San Paolo – irgendwie scheinen uns immer Orte mit Porto im Namen anzuziehen (Portocolom, Porto und jetzt das)… Hier haben wir eine schöne Unterkunft mit Garten, circa 600 Meter vom Meer entfernt, genau gegenüber der beeindruckenden Insel Tavolara, die wir aufgrund ihrer Form nur den Drachen getauft haben.
Und dann machten wir erstmal nix. Unser Ziel für den Urlaub – ja, es ist keine Workation, sondern wir machen tatsächlich mal Urlaub – war, uns zu erholen, ganz oft laufen zu gehen, viel zu lesen, Zeit zu zweit und nach ein paar vollen Arbeitswochen einfach mal zu entspannen. Das Wetter half uns, indem es erst einmal regnete, dann windete, dann saharastaubte und wir so guten Gewissens tagsüber im Bett lagen und ein Buch nach dem anderen lasen. Außerdem entdeckten wir unsere Leidenschaft für „cornetto albicocca“ (Croissant mit Aprikosenmarmelade) und natürlich Cappuccino. Durch mein Spanisch verstand ich eine Menge, konnte mich aber selbst nur rudimentär ausdrücken und bekam so an Tag eins kein Marmeladencroissant, sondern eine Teigtasche mit Fisch.
Bei unseren wenigen Ausflügen – hier macht ein Mietwagen total Sinn – sahen wir dann aber doch eine Menge von der Insel: Oristano und Bosa an der Westküste, Castelsardo im Norden, Tempio Pausania (bestes Marmeladencroissant ever) und Aggius im Landesinneren, Olbia, San Teodoro, Orisei und Cala Gonone an der Ostküste und natürlich Cagliari.
Um uns auch kulinarisch weiter zu integrieren und damit sich das Laufen überhaupt lohnt, haben wir vier Pizzerien und eine Gelateria getestet und natürlich auch ein Panino gegessen.
Und tatsächlich waren wir auch laufen. Da wir ja in wenigen Wochen (ogott!) den GaPa-Trail anpeilen (Anselm trailrunnt, ich wandere) und kurz danach unser Volkstriathlon folgt, muss die Kondition ja mal irgendwann aufgebaut werden. In der Tat hatten wir uns das aber leichter vorgestellt. Zum einen war ich sehr ernüchtert, wie fies 68 Höhenmeter sein können (da laufen echte Trailrunner noch nicht mal für los), die meine Herzfrequenz in neue Level jagten, zum anderen gibt es hier nahe unserer Unterkunft fast nur die Wahl zwischen „an der Schnellstraße ohne Bürgersteig laufen“ oder „über Gatter und Zäune auf Privatgrund laufen“. So blieb ich bei meiner zugegebenermaßen wunderschönen 6km-Route, die ich an Tag 1 fand und beschloss mich nach ernüchternden 54:33 Minuten während unseres Urlaubes signifikant zu verbessern. Tatsächlich schaffte ich nach 5 weiteren Einheiten am letzten Tag 45:34 Minuten, auch wenn ich total am Limit war und meine Uhr nun 43 Stunden Erholungszeit anzeigt.
Würde ich noch einmal herkommen? Meine Vorstellung, dass sich Sardinien zu meinem neuen Mallorca entwickeln könnte, hat sich nicht realisiert. Die Insel ist unbestritten schön, vor allem jetzt (Ende März, Anfang April) in der Nebensaison: Man findet immer einen Parkplatz, sieht kaum Menschen, der Verkehr hält sich in Grenzen, die Strände sind menschenleer, allerdings haben nicht alle Cafes und Restaurants offen, was aber total okay ist. Trotzdem fühle ich irgendwie nicht so eine Verbindung wie zu Portocolom auf Mallorca, allerdings war ich dort inzwischen 7 Jahre in Folge und insgesamt 8 Monate. Dort habe ich quasi schon ein soziales Umfeld.
Sollte ich noch einmal herkommen, dann vielleicht im Herbst, am Ende der Hauptsaison, wenn das Meer noch warm ist und die Sonne etwas zuverlässiger scheint. Um wie in den letzten beiden Tagen in der Sonne auf dem Balkon zu sitzen, meine Laufrunde zu genießen (hier wäre aber mehr Varianz gut) und einmal um den Drachen herumzutauchen – denn die Tauchschulen haben hier aktuell noch zu.
Trotzdem: Für das, was wir vorhatten, hat es gepasst. Aber die Suche nach dem perfekten Überwinterungsort geht erst einmal weiter.