Wie finanziere ich eigentlich meine Reisen?

Wie finanziere ich eigentlich meine Reisen?

Ich werde öfter mal gefragt, wie ich es mir eigentlich leisten kann, immer so viel zu reisen. Absolut berechtigte und vor allem wichtige Frage. Es gibt genau zwei Gründe:

  1. Meine Reisen haben höchste Priorität
  2. Ich reise so billig wie möglich

 

Meine Unterkunft in Kampong Cham (Kambodscha)

1. Meine Reisen haben höchste Priorität

Als ich mit 16 beschloss, möglichst viel von der Welt zu sehen, bremsten mich meine Eltern – zu Recht – erst einmal aus, indem sie sagten: „Mach das, aber das Geld dazu musst du selbst verdienen.“ Das hinderte mich aber nicht in meiner Abenteuerlust. Eine Woche später hatte ich einen Nebenjob. Jeden Samstag und Sonntag stand ich um 5 Uhr morgens auf und arbeitete in einer Bäckerei. Drei Sommer lang verkaufte ich Eis in einer Eisdiele. Ich trug Zeitungen aus, goss Blumen in den Wohnungen unserer Nachbarn und schenkte Feuerzangenbowle auf Weihnachtsmärkten aus. Und ich spendete Blut (damals gab es 20 Euro pro Spende, ging aber leider nur paarmal im Jahr). Nach dem Abitur arbeitete ich 9 Monate lang in einem Bankencallcenter und kaufte und verkaufte auf Order der Kunden Aktien an der Börse. Mit dem dort verdienten Geld finanzierte ich drei Monate in Asien und Arabien.

Während meines Studiums hatte ich zeitweise vier Nebenjobs gleichzeitig: Als freie Mitarbeiterin für den Sportteil einer Zeitung, als Trainerin in zwei Fitnessstudios und als Hostess auf Messen. Damit finanzierte ich einen Teil meines Studiums und meine siebenwöchige Backpackingtour nach meinem Magisterabschluss. Während meines einjährigen Sportjournalismus-Praktikums reiste ich nicht, sondern arbeitete an all meinen Urlaubstagen auf Messen, um Geld zu verdienen.

Kurz gesagt, ich habe – seit ich 16 bin – immer gearbeitet. In den letzten Jahren meiner Schulzeit bin ich mit 35 Euro Taschengeld im Monat ausgekommen (eigentlich habe ich 50 Euro bekommen, aber 15 Euro pro Monat gingen an mein Worldvision-Patenkind Denmar auf den Philippinen). Und ja, das geht 🙂 Man wird kreativ in Bezug auf kostenlose Freizeitaktivitäten. Natürlich habe ich auf einiges verzichtet: Ich bin nicht durch die Clubs gezogen, habe in Restaurants gegessen oder in Cafes gesessen. Ich habe jeden Cent für meine Reisen gespart.

Mittlerweile habe ich natürlich einen Job mit einem festen Gehalt, der es mir erlaubt, etwas mehr Geld für meine Reisen zur Seite zu legen. Aber auch hier lege ich eben die Priorität auf das Thema Reisen. Ich habe kein eigenes Auto (hatte ich auch noch nie), ich gehe selten Essen, ziehe immer noch nicht durch die Clubs und habe weder einen Schuh- noch einen Handtaschentick. Ich habe einfach einen Reisetick.

Mein Bett in der indischen Wüste, nachdem wir den ganzen Tag auf Kamelen unterwegs war. Leider gerieten wir kurz nach dem Foto in einen Sandsturm mit darauffolgendem Regen

2. So billig wie möglich

Um es vorweg zu nehmen: Meine Reisen sind keine Luxustrips 🙂 Ich reise – noch immer – möglichst billig. Statt in Hotels oder Einzelzimmer in Hostels schlafe ich in Hostel-Dormrooms, teile mir also das Zimmer mit mal sehr netten, mal sehr nervigen Backpackern. Und ja, ich schlafe in Mixed Dorms, also Männer und Frauen zusammen (sind billiger als die reinen Frauen-Schlafsäle). In Panama schlief ich vier Nächte lang in einer Hängematte, um Geld zu sparen und in Hongkong übernachtete ich bei einer chinesischen Couchsurferin namens Candy. Da ich meistens alleine reise, lohnt es sich nicht, ein Auto zu mieten. Ich rumpele also oft in Zügen oder Bussen durch ein Land. Meistens nachts, dann spart man sich nämlich eine zusätzliche Übernachtung.

Auf einer meiner 15-stündigen Zugfahrten durch Indien

Bei den Flügen spare ich Geld, indem ich meistens etwas beschwerliche Routen fliege. Nach Peru dieses Jahr fliege ich z.B. von München über Frankfurt und Panama City nach Lima.

Vor Ort esse ich entweder an den Straßenständen (z.B. in Asien und nein, man stirbt nicht daran) oder in teureren Ländern (Australien, Europa) kaufe ich die Lebensmittel im Supermarkt und koche in der Hostelküche. Bei europäischen Städtetrips nehme ich teilweise auch Lebensmittel mit (zu empfehlen für skandinavische Länder). Städte erlaufe ich mir meistens, statt Geld für Transportmittel auszugeben. Das fördert auch den Orientierungssinn 🙂

Natürlich könnte ich mir mittlerweile auch eine luxuriösere Reise pro Jahr leisten – stattdessen reise ich lieber weiterhin Low Budget und mache lieber mehrere Reisen pro Jahr 🙂

Auf meiner ersten Backpacking-Reise nach Vietnam habe ich es geschafft, in einem Monat nur 500 Euro auszugeben, für Unterkunft, Eintrittsgelder, Bustickets und Essen. Das sind also ca. 17 Euro pro Tag.

Keine Angst, ich gönne mir mittlerweile schon etwas auf Reisen, ich gehe mit lustigen Reisebekanntschaften ein Bier trinken oder lecker essen oder sitze gemütlich in einem Cafe und beobachte die Passanten. Aber ich brauche nicht viel auf Reisen.

Mein Zelt im nirgendwo in Afrika – ich glaube, es war in Namibia

Auf der Trucktour durch Afrika habe ich vier Wochen lang in einem Zelt geschlafen. Ich hatte eine low-budget-Tour gebucht, bei der die Mithilfe bei den alltäglichen Dingen wie Campaufbau, Kochen und Truck beladen selbstverständlich ist. Und es machte trotzdem ungeheuer viel Spaß. Am Ende konnte ich mit meiner australischen Zeltmitbewohnerin unser Zelt in unter 5 Minuten aufbauen. Sensationell 🙂

Auf dem Jakobsweg habe ich in den Pilgerherbergen übernachtet, ich habe auf Matten, in einer Mühle, auf einem Dachboden, in einem Konvent und in einem Feld geschlafen.

Oder man schläft mal im Wald

Geht alles – die Frage ist nur: Will man das?

Deshalb meine Message an Euch: Ihr könnt genauso viel reisen wie ich. Es ist nur die Frage, ob es Euch ebenso viel wert ist – und ob ihr bereit seid, auch die Opfer zu bringen, die dafür notwendig sind. Für mich hat sich jedes einzelne „Opfer“ gelohnt. Ich habe so viel mehr zurückbekommen als ich investiert habe. Ich sammle eben lieber Erlebnisse statt Statussymbole.

5 Gedanken zu „Wie finanziere ich eigentlich meine Reisen?

  1. Bärbel du bist ein Wahnsinn! Toll deine Geschichte,ich wäre nie so mutig gewesen obwohl mich Reisen früher auch interessiert hätten. Jetzt liebe ich halt ( auch aus gesundheitlichen Gründen) die bequeme Reiseart, daher auch nicht oft.
    Vielleicht kreuzen sich unsre Wege mal wieder.
    Ganz liebe Grüße

    1. Liebe Gudrun,
      vielen Dank. Völlig verständlich, dass du aus gesundheitlichen Gründen die bequeme Reiseart bevorzugst. Es soll ja auch Spaß machen und erholsam sein. Ich glaube, bald komme ich auch in ein Alter, in dem ich mehr Geld für Komfort ausgebe 🙂 Bis hoffentlich bald mal wieder, LG Bärbel

  2. Hallo Bärbel,

    Genau so ist es, es ist alles eine Frage der Prioritäten. Manche legen die eben auf Konsumgüter und manche darauf, die Welt zu sehen. Und wie du sagst, am Ende erinnert man sich an das was man erlebt hat, und nicht an das teure Auto was man mal besessen hat. Daher machst du alles richtig 🙂 Happy Travels!

    Liebe Grüße,

    Annika

    1. Liebe Annika,

      genau, ich setze auf gute Erinnerungen und gebe lieber Geld für Erlebnisse statt Dinge aus.

      Aber du machst das ja ähnlich 🙂 Happy Travels!!!

      Liebe Grüße, Bel

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