Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser!
Langsam beginne ich zu realisieren, dass ich nicht einfach nur ein paar Wochen Weihnachtsferien habe. Vor mir liegt ein gesamtes freies Jahr. So richtig bewusst wurde es mir erst kürzlich, als ich bei einem Brunch mit Freunden war und jeder erzählte, ob er nun zwei oder drei Wochen über Weihnachten frei hat. Da wurde mir bewusst: Ich habe ca. 50 Wochen frei. Oder vielleicht auch länger – je nachdem, wie es nach meiner Reise weitergeht.
Kurz danach fragte mich eine neue Bekannte, was ich eigentlich beruflich mache. Ich wollte bereits ausholen und einen euphorischen Vortrag über Laureus Sport for Good halten, als mir bewusst wurde, dass das nun nicht mehr aktuell ist. „Ähm, also, ich bin arbeitslos. Glaube ich.“ Faktisch noch nicht, da ich dank meines Überstunden-Pensums noch bis Ende Februar angestellt bin, aber mental sollte ich mich da vielleicht nun dran gewöhnen.
Momentan bin ich aber noch beschäftigt, den Inhalt meiner Wohnung in Kisten zu verpacken. Glücklicherweise nicht alles, aber es reicht auch so. Die Schränke leeren sich und die Kisten stapeln sich. Es wird real. Ich habe meinen Job gekündigt, meine Wohnung untervermietet und meinen Flug gebucht. Ich mache es tatsächlich. Nicht, dass ich daran gezweifelt habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen Entschluss auch durchziehe. Allerdings hat es doch seine Zeit gedauert, bis ich diese Entscheidung auch tatsächlich getroffen habe. Eben weil ich so etwas nicht einfach nur sage, sondern auch tatsächlich mache.
Und ich bin extrem froh darüber. Wie sich in den letzten Monaten gezeigt hat: Es war genau die richtige Entscheidung. Mein Gefühl, jedes Jahr mit weniger Energie aus der Weihnachtspause zu kommen, hat mich nicht getrogen. Ich bin im Herbst haarscharf an einem Burnout vorbeigeschrammt. Mir ging es überhaupt nicht gut. Für mich ein ziemlich neues Gefühl und es hat mir Angst gemacht. Bis dahin habe ich einfach immer mehr draufgepackt und es ziemlich ausgereizt. „Ich schaffe alles“, dachte ich. Pustekuchen. Irgendwann ist auch bei mir Schluss. Keine schöne Zeit und ich möchte das auch nicht noch einmal erleben, aber es hat mir auch gezeigt, dass ich unabhängig von der Weltreise etwas in meinem Leben verändern muss. Ich möchte achtsamer und bewusster mit mir und meiner Gesundheit umgehen. Und ich bin gespannt, welche neuen Erkenntnisse ich nächstes Jahr in dem Bereich gewinnen werde.
Am Anfang fand ich es schade, dass in meinem Job kein Sabbatical möglich ist. Da wäre mir der Entschluss, mir eine Auszeit zu nehmen, leichter gefallen. Aber jetzt bin ich froh. Ich finde es großartig, dass ich keine Ahnung habe, wie mein Leben Ende nächsten Jahres aussieht. Werde ich wieder in München leben? Oder in einer anderen deutschen Stadt? Oder gar im Ausland? Suche ich wieder einen Bürojob? Oder das komplette Gegenteil? Was ist mir wichtig im Leben? Was priorisiere ich? Wie möchte ich meinen Alltag gestalten? Und wer möchte ich sein?
Ungewissheit bedeutet auch Freiheit. Ich kann auf die Erkenntnisse, die ich nächstes Jahr auf meiner Reise gewinne, reagieren. Und mein Leben anschließend danach ausrichten. Etwas, woran ich nach dem Jakobsweg ein bisschen gescheitert bin. Es ist sehr viel schwerer, in einem bestehenden Setting grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Deshalb auch die Konsequenz, das Setting an sich zu verändern, um Raum für Neues zu schaffen.
Und dafür bin ich offen. Und ich habe vor, jede Sekunde zu genießen. Ich möchte präsent sein, in der Gegenwart leben und soviel wie möglich aus dem Jahr für mich mitnehmen. Und vertrauen. Darauf, dass alles so kommt, wie es kommen soll.
2 Gedanken zu „Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser!“
Ach, du schreibst so schön! Das geht so tief, berührt das Herz und man möchte dich ganz fest drücken. Gespannt auf deine Erfahrungsberichte wünsche dir eine wundervolle Zeit. Bleib vor allem unversehrt und gesund.
Vielen Dank, liebe Jutta. Das freut mich sehr – und ich hoffe, wir können uns irgendwann mal fest umarmen 🙂